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Joost Quast

Agrophotovoltaik – die Energiewende der Landwirtschaft?

Landwirtschaft unter Solarmodulen könnte die Energiewende im ländlichen Raum voranbringen. Doch wie lässt sich Agrophotovoltaik in die Praxis umsetzen? Diese Frage war Thema einer BayWa-Diskussion.

Wie kann eine nachhaltige Landwirtschaft funktionieren, die gleichzeitig die Energiewende vorantreibt? Agrophotovoltaik könnte Abhilfe schaffen. Über die Chancen und Grenzen des Systems wurde am vergangenen Freitag in einer Online-Konferenz der BayWa AG diskutiert. Mit Agrophotovoltaik lassen sich gleichzeitig Strom und Nahrungsmittel auf einer Fläche erzeugen. Die auf höheren Gestellen montierten Solarmodule beschatten die landwirtschaftlichen Kulturen, verbessern den Wasserhaushalt und produzieren gleichzeitig günstigen Strom zur Versorgung des Betriebes – so die Theorie. Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Warum Agrophotovoltaik?


Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, stellte die aus seiner Sicht entscheidenden Vorteile der Agrophotovoltaik heraus: „Die doppelte Nutzung von Agrarflächen ist ressourceneffizient, schützt die Kulturen vor Wetterextremen und eröffnet Landwirten eine neue Einkommensquelle“. Die Energienutzung beeinflusse die ursprüngliche Flächennutzung nicht. Das sei angesichts der wachsenden Flächenknappheit ein entscheidender Vorteil.


Potenzial liegt im Obstbau


Nicht jede Anbaukultur sei für Agrophotovoltaik geeignet. Das System wird sich eher bei Nischenkulturen mit einem hohen Deckungsbeitrag durchsetzen, so Lutz. Im Obstbau könnten Photovoltaikanlagen helfen, die Fruchtqualität zu verbessern, die Wasserverdunstung zu reduzieren und die Produktionskosten zu senken. Dr. Benedikt Ortmann, CEO der BayWa r.e. Solar Projects, ergänzte: „Im Beeren- und Steinobstbau sehen wir das größte Potenzial. Aber auch im Weinbau ist Agrophotovoltaik denkbar.“

Für konventionelle Kulturen wie Mais, Getreide oder Raps sei Agrophotovoltaik derzeit unwirtschaftlich. Nicht nur wegen der geringeren Erträge, sondern auch, weil die Photovoltaik-Module wegen der Erntemaschinen sehr hoch aufgeständert sein müssten. Die Bewirtschaftung und Ernte der Flächen gestalte sich daher schwierig. Im Obstbau hingegen könnten die Photovoltaik-Module sogar zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Anbau beitragen, Temperaturextreme puffern und den Einsatz von Folientunneln ersetzen.


Politik bremst Entwicklungen


Agrophotovoltaik habe von allen integrierten Photovoltaikanwendungen das größte technische Potenzial. „Aber die gültige Gesetzgebung hierzulande verhindert, dass das Potenzial genutzt wird“, sagte Lutz. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz werden bislang fruchtbare Ackerflächen nicht berücksichtigt. Das führt dazu, dass Agro-PV-Projekte bei Auktionen aufgrund von Kostennachteilen bisher von vornherein keine Chance haben. Photovoltaik auf Freiflächen schneide kostentechnisch besser ab. Deshalb seien förderrechtliche Rahmenbedingungen nötig, um am Wachstumsthema Agrarphotovoltaik partizipieren zu können. „Energie ist eine nationale Aufgabenstellung. Die EEG-Förderung muss politisch und rechtlich geklärt sein“, so der BayWa-Vorstandsvorsitzende.

Weltweit werde Agrophotovoltaik bislang nur von wenigen Ländern gefördert – darunter die USA, China sowie Frankreich als erstes Land in Europa. Mehr Einheit in Europa bei den länderspezifischen Rahmenbedingungen und weniger Wettbewerbsverzerrungen seien nötige Grundvoraussetzungen, heißt es.

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