top of page

Landwirten wollen das Klima mit Agri-Photovoltaik schützen

Trotz steigender Kosten in den letzten Monaten sind viele Landwirte weiterhin motiviert Freiflächenanlagen zu bauen. Jedoch hapert es im Bundesland Baden-Württemberg an den Genehmigungen. In NRW läuft es etwas einfacher – dies zeigt sich zuletzt an den bereits laufenden Anlagen dort.


Wie alle anderen Länder will Baden-Württemberg den Ausbau von Solarenergie auf Freiflächen und Dächern massiv voranbringen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Allerdings berichteten Landwirte dem SWR, dass ihnen viele Steine in den Weg gelegt werden.


Zurzeit existieren noch keine vereinfachten Genehmigungsverfahren für Freiflächenanlagen, von denen vor allem Landwirte profitieren könnten. Eine Sprecherin des Umweltministeriums in Stuttgart sagte dem Sender, dass Agri-PV Anlagen grundsätzlich als privilegierte Bauvorhaben entwickelt werden können. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch keine Anlage, die über diesen Weg genehmigt wurde. Das liege vor allem daran, dass die Voraussetzungen für solch eine Einstufung nur sehr schwer zu erfüllen sind. Laut dem Ministerium gibt es in Baden-Württemberg daher auch nur auf drei Betrieben bislang Agri-PV Anlagen.



Solaranlage auf der Freifläche
Agri-PV bewährt sich im Obstanbau (Foto: Norbert Prümen)

Solarmodule über Obstplantagen


Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme sollen fünf Versuchsanlagen bis 2024 Ergebnisse zur Funktionsweise und Auswirkungen im Obstbau liefern. Diese Anlagen stehen in Kressbronn (Bodenseekreis), Ravensburg, nahe Weinsberg (Kreis Heilbronn), Karlsruhe und Oberkirch (Ortenaukreis). So sollen laut dem Umweltministerium Hemmnisse auch beim Bau ermittelt und beseitig werden.


Über den Obstbäumen sei der Einsatz von Solarmodulen sehr interessant, weil sie die Früchte vor Hagel, starker Strahlung und Regen schützen können. Beim Ackerbau müsste man aber nach dieser Logik noch höher bauen, wenn Erntemaschinen darunter fahren sollen. Jedoch gibt es hier auch bodennahe Systeme, die sich einer einfacheren Konstruktion bedienen und gleichzeitig den Flächenverlust klein halten.


Laut Oliver Hörnle vom Fraunhofer ISE sei das Potenzial von Agri-PV sehr hoch.

"Theoretisch könnte man in Deutschland bilanziell den Strombedarf des Landes decken, wenn man auf 4 % der landwirtschaftlichen Fläche hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlagen installieren würde", so Hörnle.


NRW: Mit gutem Beispiel voran gehen


Auch in Nordrhein - Westfalen zieht sich der Ausbau von Solaranlagen auf der Freifläche. Die CDU in Tönisvorst, Kreis Viersen will zur Modellregion für Agri-Photovoltaikanlagen werden. Gerade über Beeren- und Apfelplantagen sollen Solarmodule aufgestellt werden. Somit können die Hagelschutznetzte ersetzt werden und auch Spätfrost, Starkregen und zu starke Sonneneinstrahlung würden damit abgefangen.


Erfahrungen aus erster Hand


In Büren und in der Grafschaft-Gelsdorf im nördlichen Rheinland-Pfalz laufen solche Anlagen bereits.


Das Beispiel in Büren befindet sich über einer Himbeer- und Blaubeerplantage. Seitdem die Anlage dort steht braucht das Bewässerungssystem keine externe Bewässerung, heißt es seitens des zuständigen Landwirts. Das Regenwasser tropft von den Modulen herunter und versickert im Boden, wo sich eine Drainage befindet. Das Wasser aus der Drainage sammelt sich in einem Tank und anschließend wird das gesammelte Wasser wieder über Tröpfchenleitungen zu den Pflanzen geleitet.


Ähnlich positive Erfahrungen macht der Landwirt aus Gelsdorf, der eine Photovoltaikanlage über seinen Apfelbäumen hat.Die semitransparenten Solarmodule lassen ca. 50 % des Sonnenlichts durch. Dadurch werden die Äpfel auch unter den Paneelen saftig rot. Insgesamt gedeihen acht Apfelsorten unter den Paneelen.


Nach Angaben des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz, das das Projekt in der Grafschaft agrarwissenschaftlich begleitet, hat sich der Anbau von Beerenarten wie Himbeeren und Heidelbeeren unter Agri-PV bereits bewährt. Beim Anbau von Getreide oder Obst müsse noch mehr geforscht werden.


Hohe Kosten


Die Anlage in Büren kostete vor 2 Jahren (2020) noch etwa 600.000 €. Heute wäre der Preis bei 1 Mio. €, denn auch Stahl und Photovoltaikmodule sind teurer geworden. Rentieren würde sich so eine Anlage (je nach Strompreis und Größe anders) in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren.


Quellen:





39 views0 comments

Comments


bottom of page